Krypta im Hohen Dom, Paderborn
 Projekt 

Wettbewerb
2. Preis 07/2020

Aufgabe

Die Umgestaltung der Krypta im Hohen Dom zu Paderborn steht im Dienste zahlreicher liturgischer und funktionaler Aufgaben, zugleich aber muss sie der Bedeutung, dem Geist und der Geschichte des Ortes gerecht werden. Die Anmutung des Raumes, die Vermittlung seiner Mystik sind die leitenden Kriterien der Gestaltung.

Konzept

Das Umgestaltungskonzept verfolgt das Ziel, den Raum der Krypta zu konzentrieren, ihm eine wahrnehmbare liturgische und gestalterische Mitte zu geben, ihn zu klären, ihn zu vereinfachen. Dazu dienen wenige Mittel, wenige Eingriffe und wenige Elemente.
Im Zentrum des Entwurfes stehen der neue Altar und der zugeordnete Ambo, die sich zu einem Bild verbinden und doch liturgisch als getrennte Orte wahrnehmbar bleiben. Gemeinsam bilden Sie die Fassung, das „Grab“ für die Reliquien des Hl. Liborius. Wir verbinden mit der Entwurfsidee, dass die Reliquien hiermit die gewünschte Präsenz im Raum erlangen, dass Altar, Ambo und Schrein zum zentralen und wichtigsten Ort des Raumes werden und damit gleichzeitig zum Verehrungsort für den Heiligen; eine örtliche Zweiteilung der Verehrung wird hiermit vermieden. Geändert wird auch der Altarstandort: er rückt um ein Joch gen Westen, er wird ebenerdig platziert, das derzeitige Altarpodest wird zurückgebaut. Der Altar wird damit mehr als heute zum Zentrum des Raumes, er erfährt Großzügigkeit für die Liturgie, er ist nahe an der Gemeinde.
Die Bestuhlung der Krypta wird grundlegend geändert. Stühle bieten nicht nur die gewünschte Flexibilität, ihre Leichtigkeit ordnet sich der Kraft des Raumes unter. Der Raum lässt nun auch seitliche Sitzreihen zu, die die Konzentration auf den Altarstandort liturgisch und gestalterisch stärken. In den Darstellungen wird deutlich, wie sehr auch eine weitgehend leergeräumte Krypta den heiligsten Ort zur Geltung bringt. 
Der Tabernakel wird aus dem Raum der Krypta entfernt. Der nun leere Chorraum bietet einen würdigen Ort für die Platzierung der (Kopie der) Imad-Madonna. Das romanische Kreuz wird um eine halbe Achse vorgeholt und zusätzlich ausgeleuchtet, so dass es besser zur Geltung kommt. 
Die Orgel mit einem Teil des Orgelwerks wird an die Stelle des ehemaligen südlichen Beichtstuhls versetzt. Damit ist sie nahe am liturgischen Geschehen, Störungen durch Besucher werden vermindert. Akustisch ist die Entfernung zum verbleibenden Orgelwerk zu prüfen. 
In der nordwestlichen Nische findet der Beichtraum Platz, der sowohl ein offenes als auch ein anonymes Beichtgespräch zulässt. Der westliche Teil der Krypta erfährt durch den Entfall der Orgel ebenfalls eine gestalterische  Beruhigung, er bietet nun drei geeignete Standorte für die vorhandenen Skulpturen an. Die Türen zum Beichtraum und zum Aufzug werden neu erstellt, die Tür zum Orgelwerk mit ihrer feinen Gestaltung verbleibt. 
Die Grabkammer erfährt nur geringe Änderungen: die hölzerne Barriere entfällt, die westliche Wand wird im Material der gesamten Krypta verputzt, so dass das fremde Material des Ziegel entfällt, die Pieta wird in die rechte der zweie Nischen versetzt, die Tafeln der Bischöfe können nun mit mehr Raum platziert werden. 
Die kleinere Orgelnische wird als Standort für den Aufzug genutzt. Kryptaseitig wird eine hölzerne Doppeltür davorgelegt, kirchseitig kann der Bogen des heutigen Fensters verbleiben. Der heutige Lichteinfall vom Querhaus bis in die Krypta bleibt durch die Verwendung von Glastüren erhalten. 

Materialien

Ziel der Materialzusammenstellung ist die Reduktion auf wenige Materialien und das Zusammenspiel verwandter Töne. Zentrales Element ist der neue Boden aus sehr großformatigem Sandstein, der sich an den Tönen der vorhandenen Natursteine orientiert. Intendiert sind eine Erdigkeit und eine Rauheit, die dem Charakter der Krypta gerecht werden, ohne dass auf historisches Material zurückgegriffen werden könnte. Für Altar und Ambo wird Baumberger Sandstein vorgeschlagen, der im Dom seit langem für Ausstattungsgegenstände genutzt wird und von großer Gleichmäßigkeit ist. 
 

Beleuchtung

Die Beleuchtung des Raumes erfolgt indirekt und weitestgehend ohne sichtbare Leuchtenkörper. Die Lichttechnik gestattet die Voreinstellung unterschiedlicher Lichtstimmungen. 
 




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