Erweiterung Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop
 Projekt 

Wettbewerb 2016 - 2017

Konzept

Der Bestand des Josef Albers Museums Quadrat liegt in großer Ausgewogenheit und moderner Klarheit im historischen Stadtgarten. Wie weiterbauen, ohne das Ensemble zu verletzen, gleichzeitig selbstbewusst, der Aufgabe angemessen und respektvoll im Umgang mit dem Park? Dem Bestand in seiner geometrischen Klarheit und seiner Leichtigkeit setzt der Erweiterungsbau ein erdverbundenes massives Volumen entgegen, das in freier Form und logischer Raumfolge die gestellte Aufgabe löst. Acht Ausstellungsräume unterschiedlicher Größe, zu drei räumlichen orthogonalen Einheiten zusammengefasst, verbinden sich mittels eines knappen Erschließungsraums zu einer freien Form, die behutsam in die Struktur des Parks eingefügt ist. Durch den freien Blick über die Teichanlage zeigt sich das Haus zur Straße hin, es zeigt sich auch nördlich zum Park hin als Begleiter der Lindenallee. Umgekehrt lässt der Neubau alle wichtigen Blickbeziehungen aus dem Bestandsbau heraus weiterhin zu.

Der Erweiterungsbau ist über eine weitere Brücke mit dem Bestand verknüpft, die Erschließung erfolgt über das Josef Albers Museum und setzt damit Sammlung und Wechselausstellung in einen räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang; mit Betreten der verglasten Verbindungsbrücke erschließt sich der Neubau dem Besucher.

Gebäude

Es sind konkurrierende Kriterien, die die Struktur des Gebäudes prägen: der Wunsch nach freiem Ausblick in die Parklandschaft einerseits und der sorgsame Umgang mit dem Tageslicht in den Ausstellungsräumen andererseits; der Bedarf an zurückhaltenden und geometrisch klaren Ausstellungsräumen und andererseits die polygonale Einfügung in das Wegenetz des Parks. Das Gebäude bietet in einem wiederkehrenden Rhythmus den Wechsel zwischen konzentriertem Ausstellungsraum und großzügigem Blick in die Landschaft an, das Licht wechselt vom gefilterten Deckenlicht zum freien Fensterlicht; die Fenster sind aus der Mehrzahl der Ausstellungsräume bereits wahrnehmbar; die orthogonalen Räume verknüpfen sich mit knappen Erschließungsräumen zu einem eindeutigen Rundlauf, abweichende Wegeverläufe bleiben möglich.

Die Lichtdecke erfüllt mit ihrem mehrschichtigen Aufbau die Anforderungen an die Steuerung des Tageslichtes. Ein Prisma vermeidet die direkte Einstrahlung, unterschiedliche Screens dienen der Filterung und sowie der Verdunkelung, die Lichtausbeute gewährleistet auch in der dunklen Jahreszeit die gewünschte gleichmäßige Ausleuchtung der Ausstellungsflächen mit Tageslicht.

Ausstellungsgeschoss und Sockelgeschoss sind über ein teils zweigeschossiges Foyer miteinander verknüpft, es bietet sich im Einzelfall auch für Ausstellungszwecke

an. Die Lage des Aufzugs ermöglicht die Doppelnutzung sowohl durch die Besucher als auch zur internen Nutzung als Lastenaufzug. Die Räume der Museumspädagogik im Erdgeschoss sind durch ihre Lage und die getrennte Erreichbarkeit ausreichend separiert, gleichzeitig spricht die Halle die Einladung zum Besuch der Ausstellung aus.

Material

Der Stahlkonstruktion und der Metallfassade des Bestandes setzt der Neubau die traditionellen Materialien Stein/Beton und Holz gegenüber, in ihrer Farbigkeit und in der Helligkeit nähern sich Alt und Neu an. Der Beton des Sockelgeschosses zeigt die Brettschalung und ist dunkel eingefärbt, das Holz des Obergeschosses ist sägerau und mit der Flamme geschwärzt. Das dunkle Holz wird in die Erschließungsräume hineingeführt, insgesamt sind Halle und Flure durch einen dunklen Terrazzo, eine dunkle Decke und die dunkle Wand charakterisiert, während die Ausstellungsräume mit weißer Wand, hellem Terrazzo und der Lichtdecke in der gewünschten gleichmäßigen Helligkeit erscheinen.

Technische Grundausrüstung

Das energetisch-/technische Konzept des Josef-Albers-Museums folgt einem ganzheitlichen Ansatz. Neben den hohen Nutzeranforderungen hinsichtlich Funktionalität, Klimatisierung und Beleuchtung werden auch die späteren Energiekosten sowie die Primärenergie- und Ökobilanz des Gebäudes berücksichtigt. Die Standards werden hierbei durch die Auslobungsunterlagen sowie die Anforderungen der aktuellen Energieeinsparverordnung in Verbindung mit dem Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz definiert. Die zentrale Medienführung erfolgt über den nördlichen Installationsschacht und die Abhangdecke im Bereich der Flurzonen.

Gebäudehülle

Ein wesentliches Kriterium für die Energieeffizienz ist die Ausführung der Gebäudehülle. Durch den kompakten Baukörper sowie die massiven und gut gedämmten Außenbauteile wird die Transmissionsheizlast sehr niedrig gehalten, was zu geringem Wärmeverbrauch führt. Gleichzeitig wird hierdurch gemeinsam mit dem geplanten Tageslichtnutzungssystem eine effiziente Ausnutzung des Sonnenlichtes bei gleichzeitig gutem sommerlichen Wärmeschutz erreicht.

Lüftungskonzept

Das technische Konzept der Gebäudelüftung ist durch die spezifischen Anforderungen an die unterschiedlichen Nutzungsbereiche geprägt. Entsprechend den Wettbewerbsvorgaben erhalten die Ausstellungsräume sowie das Depot eine Vollklimatisierung. Die übrigen Räume werden mechanisch be- und entlüftet, wobei die außenliegenden Räume ohne konservatorische und klimatische Anforderungen (ggf. zusätzlich) die Möglichkeit der natürlichen Lüftung erhalten. Die raumlufttechnischen Anlagen werden, dem Ansatz hoher Energieeffizienz und guter Bedienbarkeit folgend, als Zentralanlagen mit lastabhängiger Regelung und hocheffizienter Wärme-, Kälte- und Feuchterückgewinnung vorgesehen. Hierzu ist u. a. der Einsatz eines Sorptionsregenerators geplant. Um einen hohen Wirkungsgrad der Kälteerzeugung zu erreichen verbunden mit einem geringen Raumbedarf ist die Rückkühlung über Brunnenwasser geplant.

Heizungskonzept

Als Energieträger steht die Fernwärme mit einem sehr guten Primärenergiefaktor zur Verfügung. Die Grundlast der Beheizung erfolgt flächendeckend über eine Fußbodenheizung. Die ergänzende Heizlast erfolgt im Sinne einer sensiblen Regelbarkeit über die Lüftungsanlage.

Lichtkonzept

Die in der Auslobung geforderten lichttechnischen Parameter für die Tageslichtnutzung werden über ein hocheffizientes Tageslichtsystem, welches über Prismenelemente, die wartungsfrei in einer entsprechenden Isolierverglasung verbaut sind, realisiert. Das System wird speziell für jeden Raum auf Basis der Vorgaben berechnet. Hier werden die Raumabmessungen und die Raumgeometrie sowie auch die entsprechende Himmelsrichtung bei der Auslegung berücksichtigt. Das System gewährleistet die minimal und maximal geforderte Beleuchtungsstärke, da direktes Tageslicht ausgeschlossen und ausschließlich die Beleuchtung über die indirekten Lichtanteile genutzt wird. Hierdurch bedingt wird sowohl die UV-Strahlung als auch die IR-Strahlung nicht in den Museumsraum eingetragen. Mehrfachreflexionen oder auch Lichtbrechungen werden durch eine entsprechende diffuse Verglasung, die in einem System unterhalb des v. g. Tageslichtsystems integriert ist, unterbunden. Das System ist absolut flexibel aufgebaut, sodass bei einer evtl. geforderten weiteren Reduzierung der Beleuchtungsstärke diese Werte bei besonders empfindlichen Kunstgegenständen über eine entsprechende fahrbare lichtdurchlässige Folie realisiert werden können. Ebenso ist eine Verdunkelung zum Ausschluss des kompletten Tageslichtes, die in einer Zwischenebene angeordnet ist, integriert.

Die künstliche Beleuchtung, die in Zeiten ohne Tageslicht oder reduziertem Tageslicht erforderlich wird, ist durch eine nicht sichtbare LED-Beleuchtung im System integriert vorgesehen. Hierdurch ist gewährleistet, dass sowohl im Tageslicht als auch in Zeiten der künstlichen Beleuchtung eine annähernd identische Beleuchtung der Museumsräume gewährleistet ist. Die Steuerung der zusätzlichen Sicht- und Verdunkelungsfolien sowie auch die Steuerung der Beleuchtung erfolgt soweit erforderlich automatisiert über eine Gebäudesteuerung. Hier ist eine komplette Visualisierung auf ein tragbares System berücksichtigt, die grundsätzlich eine Bedienung sowie auch eine Einstellung der gewünschten Lichtwerte bei der dimmbaren künstlichen Beleuchtung vor Ort ermöglicht.




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